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Nachhaltiges Feiern | Das Gasometer in Berlin

Friday, 16. October 2009

Statt vor dem Filmpalast Babelsberg in Potsdam könnten sich die Shuttle-Limousinen bald vor dem Gasometer in Schöneberg stauen. Mit viel Schlips und viel Stiletto wurde letzte Woche die Auferstehung einer Bauruine gefeiert. Das Skelett des Gasometers in Berlin Schöneberg wurde mit einem Stahl- und Plastikfolien-Iglu zu einer Event Location ausgebaut, die einen pittoresken Rahmen sondergleichen bietet. Wann feiert man schon innerhalb eines fast achtzig Meter hohen, rostigen und hallenden Zylinders, als wäre man Schrotmunition, die gleich gen Himmel geblasen werden soll? Das ist genau die Alternative zu Stuck und Kristall, die das internationale Häppchen-Publikum von Berlin erwartet. Ein neuer Feiermagnet mit Wahrzeichen-Potential.

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Die Event Location ist aber nur das spektakuläre Aushängeschild für ein noch viel spektakuläreres Bauvorhaben. Das Gelände um das Gasometer soll zu einem Industrie- und Forschungsareal für umweltschonendes und nachhaltiges Wirtschaften umgestaltet werden. Reinhard Müller, Architekt mit selbst gebundener Fliege , schwärmte von der Mixtur aus Forschung und Industrie, die er auf dem 60.000 Quadratmeter großen Gelände ansiedeln möchte. Bisheriges Ergebnis: das Iglu im Gasometer mit Salsa und Artisten, das von der Stahlkonstruktion kaum mehr etwas erahnen lässt. Aber Joschka Fischer, offizieller Unterstützer von EUREF, sah wie ein zuversichtlicher Buddah aus.

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Beim Entenbrust-Fingerfood lernte man, was Politiker aller Fraktionen verbindet: Sie haben zu viel Luft in ihren Sakkos – und die ist nicht mal aufgeblasen. Und beim DJ-Mix aus UK-R&B und Dancehall lernte man, wann eine Party gut wird: wenn sich die Grenze zwischen Programmgestaltern und Zuguckern aufhebt. Beim informellen Breakdance-Wettbewerb, der sich spontan entwickelte, führten Gäste und die professionellen Bühnenartisten gleichermaßen ihre Tanz-Einlagen vor. Die Stimmung ging steil durch die Decke des Plastik-Iglus und man dachte ein erstes Mal, das Web 2.0 hat doch recht: Die Welt wird wirklich besser, wenn die Grenze zwischen Usern und Producern aufgehoben wird.

Text > Jan Joswig

Author: BAMBIblog

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