A poetry of fashion – Alles wird gut.
Nostalgisch ist die Mode. War und wird sie immer sein. Und so entspricht die wehmütige Hinwendung an vergangene Jahrhunderte klar ihrem Wesen. In der aktuellen Saison führen uns Modemacher vereinzelt, jedoch sehr gezielt, idealisiert, sehnsuchtsvoll, verklärt und reflektiert in das 19. Jahrhundert. Die Nation damals als eine, von ihrer Wirtschaft lebende, Einheit. Und heute? Das Volk tief deprimiert, steckt in einer globalen Krise und kann von ihrer Wirtschaft immer weniger zehren. Kein Wunder also: das Sehnen nach einer Zeit der prägenden Weiterentwicklung. Gleichzeitig trotzdem auch ein weiterer Glaube an die kapitalistische Wirtschaftsweise? Oder einfach nur der Wunsch nach einem prägenden Wandel in der bisherigen Verhaltens und Denkweise des 21. Jahrhunderts?
Bestickte seidene Stoffe, schwer fallende Samtkleider, klassische Elemente der Arbeiterkluft, Spitze, Tüll, Patchwork, Uniformreferenzen, viktorianische Details, romantische Farben und russisches Ballett. Es wimmelte -sieht man genau hin- auf den Laufstegen von Figuren, die einem Charles Dickens Roman entsprungen sein könnten. Die italienische Vogue reagierte darauf provokant mit einem von Stephen Meisel fotografierten Cover. Ein aus der Not geborener Look wird präsentiert: der „Homeless Chic“ à la Oliver Twist.
Charles Dickens allerdings ist gleichwohl bekannt für die Aussage:„ Tränen reinigen das Herz!“ Also doch lieber heulen, anstatt in Nostalgie schwelgen? Bitte, bitte liebe Stars, nicht auf der Bambi Verleihung, in aller Öffentlichkeit auf dem roten Teppich. Das wäre wirklich das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können. Erinnern wir uns doch lieber an die Worte der Style.com-Kritikerin Nicole Phelps zur aktuellen Ralph Lauren Kollektion – ein Paradebeispiel für poetische Mode des 19. Jahrhunderts: “ For 15 minutes, at least, Lauren had you believing that everything is going to be just fine.“
Text > Hildegard Reh
Illustration > Kathrin Schäfer
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Author: julia