ČSA Bar | Stil vor Style
Dürftig geht’s im Bereich des abendlichen Amüsements in Berlin sicherlich nicht zu. Dennoch, wirklich gute Bars abseits von Trödel-Interior, West-Berliner 1980er-Chic oder rot ausgeleuchteter Lounge-Atmosphäre sind äußerst rar. Nur wenige Orte lassen an die großspurige Erhabenheit von Cocktailbars in New York denken. Dort, wo man Getränke nicht mit Schirmchen paart, sondern intensive Wachholder- und Korianderaromen mit Wermut oder schottischen Whisky mit Drambuie. Orte, an deren Tresen Literatur ersonnen wird, man Melancholie in Absinth ertränkt oder der, zum dritten Mal gefüllte, Tumbler statt zu Trunkenheit zu einsichtigen Wahrheiten führt.
Einer der wenigen Berliner Anwärter auf eine solch atmosphärische Aufladung ist die ČSA-Bar in der Karl-Marx-Allee. Im ehemaligen Büro der CzechoSlovakian Airlines (ČSA) am sozialistischen Prachtboulevard residiert die Bar, in der sich wohl Mies van der Rohe ebenso zu Hause gefühlt hätte wie William Faulkner.
Puristisches Design, klare Linien, ein langer Tresen, mehrere Raumteile, Marmor, Mahagoni und Glas, keinerlei Wandbehang und auch die Bespaßung der Gäste lehnt Inhaber René Flatau kategorisch ab. Sein Ziel war es, einen „privat-öffentlichen“ Raum zu schaffen, der behutsam durchdesignt ist, sich dabei aber auf das Wesentliche beschränkt: Saubere Drinks und Kommunikation.
Eine Bar, an der man durch nichts abgelenkt wird, denn nur durch das Entzücken am Getränk. „Absinthe ist von wunderbarer Farbe, grün. Ein Glas Absinthe ist so poetisch wie irgendwas in der Welt. Was gibt es für einen Unterschied zwischen einem Glas Absinthe und einem Sonnenuntergang?“- Oskar Wilde.
ČSA-Bar
Karl-Marx-Allee 96
10243 Berlin
Tel.: 030 / 290 44 741
www.csa-bar.de
Öffnungszeiten
täglich ab 19:00 Uhr
Text > Julia Christian
Fotos > Gonzalo Baró